Das Schulessen in Deutschland – Eine kritische Betrachtung am Beispiel des #Kartoffelgate
Das Thema Schulessen in Deutschland hat in den letzten Wochen durch den Hashtag #Kartoffelgate eine breite Öffentlichkeit erreicht. Bilder von unzureichenden Portionen, minderwertiger Qualität und unappetitlichen Speisen haben für Empörung gesorgt. Doch wie repräsentativ sind diese Einzelfälle für die gesamte Schulverpflegung in Deutschland?
Einheitliche Qualitätsstandards Fehlanzeige
Die Kritik an der Schulverpflegung ist berechtigt. Die von Ralf Blauert, dem Vorsitzenden des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC), aufgezeigten Probleme sind vielschichtig: fehlende einheitliche Qualitätsstandards, ein Preisdruck, der zu Lasten der Qualität geht, und eine große Heterogenität in der Versorgung. Während einige Schulen auf eine hochwertige und gesunde Verpflegung setzen, bieten andere ein Angebot, das weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Gründe für die Probleme sind vielfältig:
- Kosten: Steigende Lebensmittelpreise, Energiekosten und Personalkosten setzen die Schulcaterer unter Druck.
- Qualitätsstandards: Fehlende oder unzureichende Qualitätsstandards führen zu einer großen Variationsbreite in der Qualität des Schulessens.
- Regionale Unterschiede: Die Zuständigkeit für die Schulverpflegung liegt in den Händen der Bundesländer und Gemeinden, was zu großen regionalen Unterschieden führt.
- Mangelnde Wertschätzung: Das Schulessen wird oft als Kostenfaktor betrachtet und nicht als wichtiger Bestandteil der Bildung.
Quelle: Linkedin
#Kartoffelgate – Nur die Spitze des Eisbergs?
Die Bilder, die unter dem Hashtag #Kartoffelgate geteilt wurden, zeigen die Schattenseiten der Schulverpflegung. Doch es wäre falsch, von einem flächendeckenden Versagen zu sprechen. Viele Schulen bieten ein gutes und ausgewogenes Mittagessen an. Es gibt auch zahlreiche Initiativen, die sich für eine Verbesserung der Schulverpflegung einsetzen.
Bio-Anteil und nachhaltige Ernährung
Immer mehr Schulen setzen auf Bio-Produkte und nachhaltige Ernährung. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da eine gesunde Ernährung die Grundlage für eine erfolgreiche Bildung ist. Die Umstellung auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Verpflegung ist jedoch mit Herausforderungen verbunden.
Schrittweise mehr Bio - ohne Kostenexplosion
Die Umstellung zu mehr Bio in den Speiseplänen muss nicht von heute auf morgen erfolgen. Schritt für Schritt kann der Bio-Anteil gesteigert werden, auch ohne das Budget sofort zu sprengen. Und auch wenn der Bio-Anteil zu Beginn noch so klein erscheint - jede Tellerkomponente in Bio-Qualität bietet einen Mehrwert.
So kann es klappen:
- Beginn mit einzelnen Produkten: Statt direkt alle Gerichte auf Bio umzustellen, kann man mit einzelnen Produkten beginnen, die besonders häufig verwendet werden und die in Bio-Qualität gut verfügbar sind. Zum Beispiel Reis, Nudeln oder Kartoffeln.
- Saisonalität nutzen: Regionale und saisonale Produkte sind oft günstiger als Bio-Produkte aus Übersee. Durch eine saisonale Planung kann man den Bio-Anteil steigern, ohne das Budget zu sprengen. Bio Großhändler wie EPOS bieten wöchentliche Frischelisten mit saisonalen Produkten.
- Fleischanteil anpassen: Ein Weg ist es, den Fleischanteil insgesamt zu senken, und das Ersparte dafür für hochwertiges Biofleisch einzusetzen. Kurzum: Weniger oft Fleisch servieren, wenn dann auf hochwertigeres Biofleisch setzen.
- Ausschreibungen anpassen: Bei Ausschreibungen für Lebensmittellieferanten können gezielt Kriterien für Bio-Produkte aufgenommen werden, um den Wettbewerb anzuregen.
Doppelmoral im Speiseplan: Bio-Anteil in staatlichen Kantinen, #Kartoffelgate für unsere Schüler
Während Bayern für seine staatlichen Kantinen bis 2025 einen Bio-Anteil von 50% anstrebt, gibt es für die Schulverpflegung keine vergleichbar einheitliche Vorgabe. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es gerade bei unseren Kindern um die Ernährungsgrundlage für ihre Zukunft geht. Eine gesunde und nachhaltige Ernährung in der Schule legt den Grundstein für lebenslange Ernährungsgewohnheiten. Es ist höchste Zeit, dass auch die Schulverpflegung einheitliche Qualitätsstandards erhält und ein höherer Bio-Anteil verbindlich vorgegeben wird.
Wie kann eine Verbesserung der Schulverpflegung erreicht werden?
- Einheitliche Qualitätsstandards: Es bedarf bundesweit verbindlicher Qualitätsstandards für die Schulverpflegung.
- Mehr Geld für Schulessen: Die Finanzierung der Schulverpflegung muss gesichert werden, um eine ausreichende Qualität zu gewährleisten.
- Förderung regionaler Produkte: Der Einsatz regionaler und saisonaler Produkte kann die Qualität verbessern und die Umwelt schonen.
- Kooperation mit Schulen und Caterern: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Caterern ist notwendig, um die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen.
- Elternbeteiligung: Eltern sollten in die Gestaltung der Schulverpflegung einbezogen werden.
Fazit
Das Schulessen in Deutschland ist ein komplexes Thema. Es gibt sowohl Licht als auch Schatten. Um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen, sind gemeinsame Anstrengungen von Politik, Schulen, Caterern und Eltern erforderlich. Ziel muss es sein, allen Schülerinnen und Schülern ein gesundes, ausgewogenes und schmackhaftes Mittagessen zu bieten.
Quellen: Das Schulessen in Deutschland ist ein Skandal und Deutscher Caterer-Chef erklärt: Das läuft schief beim Schulessen | News | BILD.de
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